Das in der Flugpraxis auftretenden Verhalten in Steilspiralen kann bei Gleitschirmen aller Klassifizierungen vom Verhalten bei den Testflügen zur Musterprüfung abweichen. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden Steilspiralen bei den Flugtests, sowohl für die deutsche Musterprüfung nach den LBA-Lufttüchtigkeitsforderungen, als auch nach der Europäischen Norm EN 926-2, ohne Gewichtsverlagerung geflogen und die Ausleitung erfolgt alleine durch Freigeben der kurveninneren Bremse.
In der Praxis werden Steilspiralen jedoch, wie alle Kurven, mit aktiver Gewichtsverlagerung eingeleitet. Das kann dazu führen, dass Beschleunigung und Zunahme der Sinkgeschwindigkeit rascher erfolgen als bei den Flugtests für die Musterprüfung. In dieser Situation ist es möglich, dass ein Freigeben der heruntergezogenen Innenbremse nicht zu einer Verlangsamung/Ausleitung der Steilspirale führt. Unter Umständen verursacht ein rasches Freigeben der Innenbremse sogar eine zunehmende Beschleunigung der Steilspirale.
Aus diesem Grund ist bei Steilspiralen stets darauf zu achten, dass die Gewichtsverlagerung wieder ganz zurückgenommen wird, wenn der Schirm in den Spiralflug beschleunigt. Zudem muss die Kontrolle der Sinkgeschwindigkeit, von Beginn des Spiralfluges an, über die Außenbremse erfolgen. Eine beschleunigende Steilspirale wird durch stärkeres Anbremsen der Kurvenaußenseite verlangsamt und ausgeleitet.
Erfolgt ein unkontrolliert schnelles Beschleunigen des Schirmes in die Steilspirale, z.B. verursacht durch ein zu rasches Freigeben der Innenbremse, muss der Pilot beidseitig ggf. sehr energisch anbremsen und das Gewicht aus der Kurvenseite nehmen, um die Spirale zu verlangsamen und auszuleiten.
Die Steilspirale ist ein komplexes und anspruchsvolles Flugmanöver, sie beinhaltet eine große Unfallgefahr in der Lernphase. Für das sichere Erlernen der Steilspirale wird der Besuch eines professionellen Sicherheitstrainings über Wasser dringend empfohlen.